Wie geht eigentlich UX? | Teil 2

Adobe Experience Design gibt es ab jetzt kostenlos zum Download und soll, nach Photoshop, das nächste Adobe-Flaggschiff werden. Das Versprechen: Eine Komplettlösung für User Experience Design und Prototyping. Aber was nützt das beste Tool, wenn man die Grundlagen nicht kennt? Eben! Darum bekommen Sie heute den zweiten Teil elementarer UX-Tipps von uns. Und hier geht's zum ersten Teil.

6. Ein Schwarzes Schaf kreieren

Aufmerksamkeit lenken, das kann UX Design – vor allem, wenn Sie folgendes berücksichtigen: Andersartigkeit aktiviert die Wahrnehmung und bleibt in Erinnerung. Wenn unter vielen gleichen oder ähnlichen Objekten eins heraussticht, wird dies stärker erinnert als der Rest. Heben Sie also die wichtigsten inhaltlichen Informationen visuell von den anderen ab.

Hintergrund: Die Schwarzes-Schaf-Erkenntnis stammt von der deutschen Psychiaterin Hedwig von Restorff. In Ihrer Studie von 1933 fand Sie heraus, dass ein andersartiges Element, auf einer Liste von sonst ähnlich dargestellten Elementen, wesentlich besser erinnert wird, als der Rest der Liste. 

7. Alles auf die Sieben

Rien ne va plus – der Mensch kann im Durchschnitt nur 7 Dinge gleichzeitig in seinem Kurzzeitgedächtnis speichern. Je nach Thema und Gehirnkapazität sind es häufig auch nur fünf. Das Maximum im Alltag und ohne Gehirntraining liegt bei neun Dingen. Was Dinge sind? Zum Beispiel Zahlen, wie in einer Telefonnummer. Im UX Design werden darum Text- und Multimedia-Content in kleine Häppchen aufgeteilt – fachsprachlich auch Chunks genannt.

Hintergrund: Die Anzahl der Informationseinheiten (Chunks) die das Gehirn im Kurzzeitgedächtnis präsent halten kann? Sie kennen die Antwort: 7. Das sagen aber nicht nur wir, sondern auch der Kognitionspsychologe George Miller, in seinem Artikel „The Magical Number Seven, Plus or Minus Two: Some Limits on Our Capacity for Processing Information“

Achtung, Nerd-Alarm: Auch, wenn die 7 als Millersche Zahl bekannt wurde, wollen wir doch der Gerechtigkeit genüge tun. John Lock entdeckte das Sieben-Phänomen schon 300 Jahre früher, im Rahmen seiner erkenntnistheoretischen Überlegungen und empirischer Forschung als Philosoph. So… jetzt wo das mal gesagt wurde gehts uns besser.

8. Verbindung aufnehmen

Verbinden Sie Elemente visuell, um deren Zusammengehörigkeit nutzerfreundlich dazustellen. Das gilt zum Beispiel für Links und die Navigation, in Abgrenzung zu Textelementen. Dazu bilden Sie Gruppen ähnlicher Funktion über Farben, Linien, Rahmen oder andere Formen. Das steigert die UX, was dem User-Gehirn Orientierungsaufwand abnimmt. Da das Gehirn streng auf seine Aufwandsressourcen achtet, wird es sich so auf Ihrer Seite wohlfühlen und der User länger verweilen. 

Hintergrund: Wie im fünften Abschnitt des ersten Teils der UX-Tipps liegen dieser Regel Erkenntnisse aus der Wahrnehmungspsychologie zugrunde. Ein Teil dieser Wissenschaft ist die Gestaltpsychologie. Sie basiert auf der Erforschung, wie Informationen im Gehirn verarbeitet, organisierte und strukturiert werden und dient als Grundlage dieser Empfehlung.

9. Auf 20 Prozent fokussieren

Konzentrieren Sie sich bei Ihrem Design-Aufwand auf die Bereiche der Website, die für den User den meisten Benefit bringen. Natürlich ist es toll, wenn jeder kleine Schnipsel Ihrer Seite bis ins Detail durchdacht und durchdesigned ist. Jedoch gilt hier: 80 Prozent des Effekts kommen von 20 Prozent des Designs.

Hintergrund: Das statistische Phänomen der Pareto-Verteilung, das nach dem italienischen Ingenieur, Ökonom und Soziologe Wilfredo Pareto benannt wurde, kommt hier zum Einsatz. Es besagt, dass viele Aufgaben mit 20 Prozent Aufwand zu einer 80-prozentigen Lösung führen. Natürlich ist eine 100-prozentige Lösung das Optimum. Zeit- und kosteneffektiver bleibt jedoch das Pareto-Prinzip.

10. Unvollständigkeit akti...

„Aktiviert“ wollten wir sagen und es hat geklappt – Sie lesen weiter, obwohl es der letzte Absatz ist und Sie schon gut 3.000 Zeichen hinter sich haben. Für Ihre Website bedeutet das: Bilden Sie Vorgänge in mehreren Einzelschritten ab, zum Beispiel in einer Progress Bar. Die Progress Bar ist einer Leiste, in der Fortschritte angezeigt werden. Die Visualisierung hilft dem User sich zu erinnern, dass noch weitere Schritte notwendig sind und aktiviert gleichzeitig zur Handlung.

Hintergrund: Woher wir das nun wieder wissen? Von der sowjetischen Gestaltpsychologin Bljuma Wulfowna Zeigarnik, die 1927 den Zeigarnik-Effekt entdeckte. Die Entdeckung greift jedoch nur, wenn die einzelnen Aufgabenschritte dem User nicht zu groß oder schwierige scheinen. Sonst kehrt er sich ins genaue Gegenteil – Aufgaben werden dann als unlösbar empfunden und sofort abgebrochen.

Keep it simple – diese Regel liegt allen Tipps zugrunde, gilt aber nicht nur für UX. Ein optimales gesamt Interface Design, inklusive Usability und User Experience, bedeutet komplexe Inhalte für den User möglichst einfach erfassbar und navigierbar zu machen. Die digitale Anwendung, als App oder auf dem Desktop, soll angenehm zum Ziel führen und nicht mit einem Zirkus von Funktionen ablenken. 

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